Ich habe lange überlegt, welchen Impuls ich für die erste "Mental Story" thematisieren möchte. Mentale Stärke, Motivation, Konzentration, Flow-Training, Erholungs und Entspannungstraining … Heute Morgen im Bad kam mir dann endlich die "Erleuchtung" – im Halbschlaf vor dem Spiegel. Der, meiner Meinung nach, wichtigste und grundlegendste Aspekt von mentaler Gesundheit und Mentaltraining ist keine Technik, keine Methode und keine Routine – sondern Verantwortung. Damit fängt alles an, wie so oft im Leben. Nur wenn ich mich bewusst dafür entscheide, Verantwortung zu übernehmen – in diesem Fall für mich und meine Gesundheit – kann ich mich auf den weiteren Weg und den damit verbundenen persönlichen Prozess begeben.

"Verantwortung" ist aus vielen Blickwinkeln betrachtet ein wunderschönes Wort. Und eines jener Wörter, das immer interessanter wird, je näher wir es betrachten und je mehr wir über seine Bedeutung nachdenken. Ich bin eigentlich kein großer Freund von Anglizismen, doch in diesem Fall bietet sich die englische Variante geradezu an. Verantwortung bedeutet im Englischen Responsibility und setzt sich aus den Wörtern response und ability zusammen – also the ability to respond. Übersetzt heißt das: „Die Fähigkeit zu antworten oder Antworten zu finden.“ Fühlt sich klarer und stichhaltiger an als „Verantwortung“, oder


Was bedeutet “Mentale Gesundheit”?

Mentale Gesundheit ist ein Zustand des Wohlbefindens, in dem eine Person ihre Fähigkeiten verwirklichen kann, mit den normalen Belastungen des Lebens umgehen kann, produktiv und fruchtbar arbeiten kann und in der Lage ist, einen Beitrag zu ihrer Gemeinschaft zu leisten „Mental gesund sein“ heißt also mehr als „nicht krank sein“. Es bedeutet aktiv handlungsfähig zu sein, sich gut zu fühlen, mit Belastungen umgehen zu können, und gesellschaftlich teilhaben zu können.

Was ist “Mentaltraining”?

Mentaltraining ist das systematische Training der Verkettung von Gedanken, Gefühlen und den dazugehörigen Körperreaktionen. Es dient der mentalen Leistungsentwicklung und dazu diese “erlernte” Leistungsfähigkeit auch in herausfordernden Situationen (im Sport, Beruf, Privatleben) abrufen und nutzen zu können.

Im Kontext der mentalen Gesundheit, des Mentaltrainings und vieler weiterer innerer Themen bedeutet „Verantwortung zu übernehmen“ aus meiner Sicht also: die Fähigkeit, Antworten zu finden – für meine Gefühle, Emotionen, Glaubenssätze, Gedanken sowie die Handlungen und Ereignisse, die daraus entstehen. Insbesondere dann, wenn ich mit dem Status quo dieser Punkte unzufrieden oder unglücklich bin.

Sich bewusst dafür zu entscheiden, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen, ist – wie jeder von uns weiß (der eine mehr, der andere weniger) – oftmals ein langer und steiniger Weg. Wer jedoch die “Schwelle übertritt” und sich dafür entscheidet, Verantwortung für seine mentale Gesundheit zu übernehmen, tritt damit auch in Gestaltungskraft und verlässt die passive Rolle (oft auch „Opferrolle“ genannt). In der Gestaltung liegt immer eine große Energie, die uns auf verschiedenen Ebenen weiterhilft – im wahrsten Sinne des Wortes eine schöpferische Kraft.

Wie hast du dich gefühlt, als du zum letzten Mal bei einer persönlichen oder beruflichen Herausforderung aktiv und authentisch in die Gestaltung gegangen bist?

Wie hast du dich gefühlt, als du zum letzten Mal bei einer persönlichen oder beruflichen Herausforderung aktiv und authentisch in die Gestaltung gegangen bist? Nimm dir gerne einen Moment Zeit und erinnere dich intuitiv an das Gefühl, welches für dich spürbar wurde, als du bezogen auf diese Herausforderung nicht mehr passiv und abwartend warst, sondern aktiv entschieden hast, wie du weiter damit umgehen wirst. Falls es dir helfen sollte, notiere dir gerne nebeneinander deine Herausforderung, die Entscheidung der Gestaltung und das damit verbundene Gefühl.

Vielleicht hast du dich entschieden, in einem wichtigen und emotionalen Gespräch trotz der Widerstände bei dir, deinen Worten und deiner inneren Haltung zu bleiben?! Oder du warst unzufrieden mit deiner beruflichen Situation, hast dich lange darüber beschwert und dann den Entschluss gefasst, dich nach neuen Job- oder Studienmöglichkeiten umzusehen oder bist in ein offenes Gespräch mit deinem Vorgesetzten gegangen?! Oder du hast eine Verabredung abgesagt, weil du gespürt hast, dass du zu müde und beansprucht bist und das Zeit für dich wichtiger ist als der vereinbarte Kaffee zu zweit?!

Mit dieser offenen Fragestellung möchte ich gerne die erste Auflage der “Mental Stories” beenden. Ich bin mir sicher, es ist der richtige Moment dafür. Jedem ist beim lesen des letzten Absatzes inuitiv mindestens eine persönliche Herausforderung durch den Kopf gegangen, bei welcher er zuletzt aktiv in die Kraft der Gestaltung gekommen ist. Oder eventuell war auch das Gegenteil der Fall und du hättest dir gewünscht, dass du bei dieser Herausforderung gerne mehr Verantwortung für dich übernommen hättest und damit auch mehr in die Gestaltungskraft gekommmen wärst. Beide Varianten sind es bestimmt mehr als wert, dass du dir Zeit nimmst, um die Situation nochmal in Ruhe zu reflektieren.

Jeder von uns ist einzigartig, fühlt und denkt anders, folgt seinem eigenen Prozess: Nimm gerne die Impulse mit, die individuell zu dir und deinen Herausforderungen passen.

Christian
Mentaltrainer und systemischer Coach

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